IdeenExpo 2009
Obwohl Deutschland über technologische Leistungsfähigkeit auf höchstem Niveau verfügt, herrscht in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen ein akuter Mangel an qualifiziertem Fachpersonal. Dieser Entwicklung möchte die IdeenExpo entgegenwirken, indem sie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von zehn bis 22 Jahren Neugierde sowie den möglicherweise noch schlummernden Forschergeist weckt.
Fakten
Veranstalter der IdeenExpo ist die Ideen-Expo GmbH, die 2007 mit dem Ziel gegründet wurde, die gleichnamige Veranstaltung zur Nachwuchsförderung im naturwissenschaftlich-technischen Bereich in Niedersachsen zu organisieren. Gesellschafter der IdeenExpo GmbH sind die Dienstleistungsgesellschaft der Niedersächsischen Wirtschaft (für die Unternehmerverbände Niedersachsen) mit einem Stammkapitalanteil von 45 %, das Land Niedersachsen mit einem Anteil von 35 % sowie die IHK Hannover Projekte GmbH mit einem Anteil von 20 %. In die Veranstaltung eingebunden sind weiterhin zahlreiche Sponsoren/Partner, wobei das Branding vor Ort überraschend dezent ausfiel: Zwar war speziell bei den großen Namen unübersehbar, wer sich mit Exponaten und teilweise sehr großen Crews auf den Standflächen zeigte, aber dank einer einheitlichen Gestaltung von Mobiliar und Info-Stelen trat kein zerklüfteter Messeeindruck auf. Kleine Forschungs-einrichtungen und engagierte Schülergruppen fanden eine zu den finanzstarken IdeenExpo-Premiumpartnern (u. a. RWE, E.ON, Salzgitter, Volkswagen, Siemens) vergleichbare Präsentationsmöglichkeit vor, was durchweg wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde.
Während des neuntägigen Veranstaltungszeitraums war die IdeenExpo bei freiem Eintritt täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet und konnte insgesamt 283.000 Besucher begrüßen; für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgten kostenfreie Konzerte von Musikformationen wie Clueso, Silbermond und Christina Stürmer. Auf die Veranstaltung hatte im Frühjahr 2009 bereits eine Roadshow hingewiesen, die ein Promotion-Team durch Niedersachen sowie die angrenzenden Bundesländer Hamburg, Bremen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Hessen führte.
C3: Emotionales Live-Marketing, strukturierte Kreativität Im aktuellen Jahr wurde die IdeenExpo zum zweiten Mal ausgerichtet, und wie bereits 2007 konnte die C3 CARPE CONNECT COMMUNICATIONS GmbH den Pitch für sich entscheiden. Seit 2007 ist die in Hamburg beheimatete Agentur mit einem zusätzlichen Firmensitz in der niedersächsischen Landeshauptstadt vertreten. Insgesamt sind für C3 zwölf festangestellte Mitarbeiter tätig, die je nach Bedarf aus dem branchenüblichen Pool freier Fachkräfte ergänzt werden. „Bei einer großen Veranstaltung wie der IdeenExpo sind wir nicht diejenigen, die die Lampen unter die Decke schrauben“, ließ Carsten Gluth, Managing Director von C3, in Hannover plakativ verlauten. „Wir leiten vielmehr die einzelnen Gewerke, so dass wir auch mit einem überschaubaren Stamm fester Mitarbeiter große Events meistern können.“ Nach einem BWL-Studium und Tätigkeiten in unterschiedlichen Werbeagenturen gründete Carsten Gluth 1997 gemeinsam mit Partnern die Agentur C3 CARPE CONNECT COMMUNICATIONS. Auslöser für das Engagement war unter anderem ein Bekannter, der Autorennen fuhr und Kontakt zu einem Sponsor hatte, der Rahmenveranstaltungen rund um die Rennen realisieren wollte. „Relativ rasch habe ich dann festgestellt, dass mir diese Arbeit viel Freude bereitet“, sagt Carsten Gluth. „Ebenso schnell war aber auch klar, dass man das Ganze nicht einfach so nebenbei machen kann.“ Tätig ist C3 aktuell in den Bereichen Event, Promotion, Incentive und Sponsoring; erster Kunde jenseits des Motorsportsegments war die Firma Beiersdorf. Referenzen listet die Website (www.c3-marketing.de) der Agentur, auf der Namen weltbekannter Unternehmen (u. a. ARAL, Sennheiser, Burger King, Panasonic, Hyundai, Jet) zu finden sind: „Darauf sind wir sehr stolz!“, kommentiert Carsten Gluth. „Wir legen Wert auf Internationalität und verfügen über Kompetenz, um hochwertige Events weltweit im Sinn des Kunden umzusetzen. Das Vertrauen, das uns unsere Kunden heute entgegenbringen, haben wir uns Stück für Stück erarbeitet. Wichtig für uns als Agentur ist strukturierte Kreativität – wir entwickelnkeine Ideen, die sich in der Realität nicht umsetzen lassen oder das gegebene Budget sprengen. Nur auf diese Weise funktionieren dann auch große Projekte wie die IdeenExpo.“
Die als Scouts verpflichteten Studenten führten kompetent und kurzweilig durch die Ausstellung.
DEINE Ideen verändern den Zuschlag für 2009 erhielt C3 im Juli 2008; dem Vernehmen nach wurde die Konzeption für den Event in weniger als vier Wochen erarbeitet. Von Anfang an war klar, dass die Veranstaltung größer ausfallen würde als die IdeenExpo vor zwei Jahren, da nicht zuletzt auch die Aussteller nach einem erweiterten Flächenangebot für ihre mehr als 350 Mitmach-Exponate verlangten.
Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung war im aktuellen Jahr die großzügige Halle 9 der Messe Hannover, die zum „Pavillon der Ideen“ umbenannt worden war: Hier wurden fünf unterschiedliche Themenwelten (Energie, Kommunikation, Mobilität, Leben & Umwelt, Produktion) realisiert, wobei mit einer Fläche von rund 23.000 qm etwa drei Mal so viel Platz wie bei der ersten IdeenExpo zur Verfügung stand. Eine weitere Neuerung war, dass sich Produktions- und Lagerbereiche sowie das Crew-Catering praktischerweise in die direkt angrenzende Halle 8 auslagern ließen. Mit Außen-flächen und weiteren Bereichen erreichte das Veranstaltungsgelände die beeindruckende Größe von 60.000 Quadratmeter.
Zentrales Element in Halle 9 war eine weithin sichtbare, mit wechselnden Licht-stimmungen bespielte Kuppel („Dome“) mit 36 Meter Durchmesser und 16 Meter Höhe, die auf die Bezeichnung „Vision Zukunft“ hörte und Verbänden sowie Bildungs-institutionen Platz für intensive Gespräche mit dem jungen Publikum bot.
Eine kleine Bühne mit einem informativen ganztägigen Programm war im Inneren der Kuppel ebenfalls errichtet worden. „Zentraler Aufhänger für die Konzeption der Veranstaltung war das Thema Bildung“, erklärte Carsten Gluth.
„Junge Menschen sollen nachhaltig für Technik und Naturwissenschaften begeistert werden – ein Besuch der IdeenExpo soll emotional sein, so dass die jungen Leute später vielleicht einmal Lust bekommen, sich beruflich in den entsprechenden
Bereichen zu engagieren.“ Gemäß dieser Aussage gaben in der Kuppel Profis aus Institutionen, Verbänden, Kammern und Unternehmen praxisnahe Tipps zu Praktikum, Studium und Berufseinstieg im naturwissenschaftlich-technischen Bereich.
Breite Wege führten auf den „Dome“ zu, dienten darüber hinaus aber auch als Trennung der unterschiedlichen Themenbereiche. Diese waren übersichtlich strukturiert und jeweils in einem eigenen Farbton gehalten, so dass die Orientierung in der weitläufigen Halle leicht fiel. Für den guten Überblick sorgten weiterhin großformatige beschriftete Vorhänge, welche die nackten Hallenwände verdeckten und mit ihrer geschwungenen Formgebung gestalterisch die markante Dach- konstruktion von Halle 9 aufgriffen. Das galt gleichermaßen für Teppichboden und Mobiliar. Der Eingangsbereich wurde durch eine 88 Meter lange und 6,80 Meter hohe Aluminiumkonstruktion von den einzelnen Themenbereichen separiert; unter der Stoffbespannung sorgten 60 Moving Lights für eine effektvolle Beleuchtung des riesigen Unikats.
Über Halle 9 hinaus wurde das Außengelände bespielt (u. a. mit einer großen Showbühne sowie einer 800 Quadratmeter großen „FunArea“ zum Austoben), und im Convention Center konnte man nach Voranmeldung Vorträgen lauschen, Experimenten beiwohnen oder an anspruchsvollen Workshops teilnehmen – insgesamt wurden hier 400 kleinere Veranstaltungen zu 100 Themen angeboten. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sprach von „Aha-Effekten mit nachhaltiger Wirkung“; als Moderatoren konnten Ranga Yogeshwar (WDR), Wigald Boning (Sat.1) und Juri Tetzlaff (Ki.Ka) gewonnen werden.
Zielgruppenzuschnitt
Besondere Aufmerksamkeit war der Auswahl des auf der IdeenExpo tätigen Personals gewidmet worden: Mehr als 80 Prozent der als „Scouts“ verpflichteten Studenten verfügten über einen technischen Background und konnten somit kompetent sowie in den allermeisten Fällen auch recht kurzweilig durch die Ausstellung führen. Augenscheinlich war das gesamte Personal bestens gebrieft, was selbst die ausnehmend zurückhaltende Security betraf; emsige Reinigungskräfte taten ihr Bestes, um den Hallenboden und die Exponate trotz des Massenansturms jugendlicher Besucher permanent sauber zu halten. An den diversen Info-Points stand ebenso wie im Akkreditierungsbereich durchweg ausreichend Personal zur Verfügung, und zahlreiche große Plasmabildschirme zeigten nicht nur das vor Ort in einem eigenen Fernsehstudio produzierte „IdeenExpo TV“, sondern in regelmäßigen Intervallen auch eine Übersicht der für den Tag angesetzten Programmpunkte. Selbst die Crews der ausstellenden Unternehmen hatten sich ganz offensichtlich auf die jugendliche Zielgruppe eingestellt: Krawattenträger waren eher selten zu sehen, und die mitunter unsicher wirkenden Teenager wurden bei erkennbarem Interesse an einem bestimmten Thema gezielt angesprochen.
Auffällig war, dass es die Ausrichter in Hannover mit dem Jugendschutz ernst meinten: Auf dem gesamten Gelände war kein Alkohol erhältlich; Bier wurde erst nach 18 Uhr ausschließlich an Tagen mit Konzertveranstaltungen ausgeschenkt. Diese Regelung betraf übrigens auch die VIP-Bereiche, so dass erwachsene Besucher der IdeenExpo ihrer Vorbildfunktion ohne Anstrengung gerecht werden konnten. Ganz in diesem Sinn war auch die Tatsache zu verstehen, dass auf dem Gelände zwecks Getränkeausschank keine typischen Bierwagen zum Zuge kamen; die Preise für Speisen und Getränke orientierten sich darüber hinaus am Portemonnaie der Jugendlichen und unterschieden sich damit wohltuend von der Beutelschneiderei, die sonst auf Messen gang und gäbe ist.
Für das Catering in den öffentlich zugänglichen Bereichen war die Messe Gastronomie Hannover zuständig; das Crew-Catering sowie die Verpflegung von Ausstellern und Journalisten übernahm „Der Party Löwe“ aus Hannover. Rund 60.000 Mahlzeiten wurden von den bekannten Catering-Spezialisten während der gesamten Veranstaltungsdauer inklusive Auf- und Abbau ausgegeben. „Die Herausforderung ist groß, aber wir freuen uns darauf“, kommentierte Dietmar Beutling, Senior Project Manager beim Party Löwen, im Vorfeld der Veranstaltung. „Unser eingespieltes Team konnte sich in diesem Jahr bereits bei zahlreichen Großveranstaltungen auf die IdeenExpo vorbereiten.“
Auf vielen kleinen Bühnen wurde kurzweiliges Infotainment geboten; hier mit den PicoBellos. Event-Technik Für die technische Umsetzung der Großveranstaltung zeichnete die Neumann &Müller GmbH & Co. KG verantwortlich, deren Team die auf der 60.000 qm großen Fläche verteilten Veranstaltungsareale erfolgreich miteinander vernetzen konnte, wie N&M-Projektleiter Roger Clarke sichtlich zufrieden berichtete. Zum Einsatz kam ein digitales Netzwerk, dessen Signale (Ton, Licht, Video, Überwachungskameras, Kommunikation) über Glasfaserkabel geführt wurden, so dass trotz der teilweise recht langen Wegstrecken nicht mit Qualitätsbeeinträchtigungen zu rechnen war. Passend zur digitalen Signalführung kamen digitale Mischpulte sowie DME-Prozessoren aus dem Hause Yamaha zum Zuge, die mit geeigneten CobraNet-kompatiblen Steckkarten bestückt worden waren. Die Lautsprecher entstammten weitgehend dem Portfolio des deutschen Herstellers d&b audiotechnik und waren in erklecklicher Stückzahl überall auf dem Messegelände zu entdecken. „Durch unseren Beschallungsaufbau kann auf dem gesamten Gelände ein Pegel von 96 dB erreicht werden“, erläuterte Roger Clarke und betonte, dass eine gute Verständlichkeit von Notfalldurchsagen somit gewährleistet sei. Auf einen havariesicheren Aufbau der Technik samt Generator für einen möglichen Stromausfall war ebenfalls geachtet worden.
Zu den besonderen technischen Herausforderungen zählte zweifellos die vergleichsweise geringe Belastbarkeit des freitragenden Holzdachs von Halle 9: Normalerweise verzichtet man hier auf das Hängen von Equipment, und umso mehr überraschte es, dass während der IdeenExpo zahlreiche Traversen an der Decke befestigt waren. Roger Clarke räumte ein, dass die erforderlichen statischen Berechnungen ungewöhnlich komplex waren; im Winter hätte man ein derartiges Konzept wegen der möglicherweise auftretenden Schneelast wohl kaum realisieren können.
25 Sattelzüge Equipment
Drei Kilometer Traversen, 1.200 Leuchten (davon 340 Moving Lights), 100 Kilometer Kabel, 180 Motoren, 50 qm LED-Screens sowie Unmengen weiteren Equipments wurden von Neumann&Müller in 25 Sattelzügen nach Hannover gebracht und in rund 20.000 Mannstunden aufgebaut, betrieben und wieder abgebaut. Die Holtmann Messe+Event GmbH hatte eigens für die IdeenExpo 180 Tresen und 56 Podeste produziert, die aufgestapelt theoretisch die Höhe des Hannoveraner Fernsehturms erreicht hätten; Teppichboden wurde auf einer Fläche von 20.000 qm verlegt. Gelungenes Detail: Der Fußboden in den Themenwelten bot dank Unterlattung ausreichend Platz, um die für die Verkabelung der Exponate benötigten Leitungen unsichtbar in den Untergrund zu verbannen.
Außerschulischer Lernort
Bei unserem Besuch in Hannover am 8. September 2009 präsentierte sich die Veranstaltung bei ausnehmend gutem Spätsommerwetter mit einem vielfältigen Angebot, das von der Zielgruppe bestens angenommen wurde. Bis zum Nachmittag tummelten sich Heerscharen von Schülern auf dem Gelände, und sämtliche Stände sowie die Workshops des „außerschulischen Lernortes“ waren bestens frequentiert. Lerngruppen aus dem Großraum Hannover konnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos anreisen; Schülern aus anderen Regionen wurde ein Fahrtkostenzuschuss in Höhe von drei Euro pro Person gewährt.
Die Resonanz auf das Angebot war überaus positiv, so dass Carsten Gluth seine Freude nicht verhehlen konnte: „Alles andere als „sehr gut“ oder „traumhaft“ wäre gelogen“, konstatierte der Geschäftsführer von C3 angesichts der die Erwartungen weit übertreffenden Besucherzahl und einer umfänglichen Medienbegleitung. „Gegenüber der Veranstaltung im Jahr 2007 hat eine weitere Optimierung aller Prozesse stattgefunden. Die überwiegende Mehrzahl der Gewerke war bereits 2007 mit dabei, und auch hier spiegeln sich die vor zwei Jahren gemachten Erfahrungen wider. Alle Beteiligten stehen hundertprozentig hinter ihren Aufgaben!“ Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar zeigte sich ebenfalls vom Konzept der IdeenExpo begeistert und äußerte sich metaphorisch: „Wir zünden hier eine Kerze an, und manchmal entspringt daraus ein großes Feuer.“
Auch nach dem Eindruck des Autors wurde die organisatorische Mammutaufgabe bestens bewältigt und einer der größten Public-Events in Niedersachsen nicht nur gekonnt „gestemmt“, sondern zielsicher auf Erfolgskurs gebracht. Um die Veranstaltung abschließend prägnant zu umschreiben, sollte man sich vielleicht passend zum Thema an der Wortwahl der jugendlichen Zielgruppe orientieren: „IdeenExpo? Voll geil!“
Text: Jörg Küster
Fotos: Jörg Küster / Ralph Larmann für N&M