Schwerpunktthema „Eventtechnologie“ – Trends und Entwicklungen 2020
Quelle: Event Partner 05/2019 | Text: Anna Habenicht
EVENT PARTNER: Höher, schneller, weiter: Was halten Sie von der extremen Kurzlebigkeit von Veranstaltungstechnik wie Scheinwerfern heutzutage und wie geht N&M damit um?
Alex Ostermaier: N&M war noch nie ein Unternehmen, das jedem Trend hinterhergerannt ist. Unsere Investitionsstrategie beruht auch beim Equipment nicht darauf, immer die neuesten Leuchten, Lautsprecher oder Projektoren zu haben; wichtiger ist doch, was man mit diesem Equipment für ein Ergebnis erzielt. In der Regel steht nicht im Fokus, welcher Scheinwerfer konkret eingesetzt wird, sondern welche Qualifikation der Kollege hat, der damit arbeitet.
Ich kann die neueste Leuchte haben – wenn ich aber keinen Operator habe, keinen Fachmann, der weiß, was damit zu tun ist, werde ich auf der Veranstaltung auch kein gutes Ergebnis erzielen. Andersherum kann ich mit einem Experten auch mit einem älteren Gerät immer noch ein brillantes Ergebnis bekommen. Es ist vor allem wichtig zu verstehen, was für ein Ziel der Kunde mit seinem Event erreichen möchte. Dabei muss Technik unterstützen.
EP: An welchen drei Trends im Bereich Eventtechnik wird im nächsten Jahr niemand vorbeikommen?
AO: Ich denke nicht, dass es DEN Trend gibt, von dem noch niemand gehört hat, der dann im nächsten Jahr plötzlich auftaucht. Es gibt jedoch bestimmte Entwicklungen, die aktuell sehr an Fahrt aufnehmen. Eine davon, die wir als dominierend und die Schwerwiegendste wahrnehmen, und die für Kunden oder Eventbesucher eigentlich gar nicht sichtbar ist, ist die Infrastruktur für die Informations- und Kommunikationstechnik, international kurz ICT genannt. Eventtechnologie benötigt heute in allen Bereichen eine Vielzahl an Standard IT-Technik und -Verkabelung. Durch das bloße Zusammenfassen der Verkabelungsinfrastruktur lassen sich nicht nur bei der Installation Einsparungen erzielen. Ist die Verkabelung strukturiert und dienstneutral geplant sowie flexibel für alle nutzbar, können auch sich bis zuletzt verändernde Ansprüche während des Betriebes bestmöglich abgebildet werden. Dieser strukturierten Verkabelung folgt konsequenterweise im zweiten Schritt die gemeinsame Nutzung eines Pools von Rechen- und Speicherkapazitäten. Hier können Nutzer auf einer redundant und ausfallsicher geplanten Plattform ihre virtualisierten Anwendungen laufen lassen.
ICT wird also zu einem Infrastruktur-Gewerk wie Strom. Zukünftig werden Kunden nicht nur davon ausgehen, dass wir die entsprechenden Verkabelungen für Strom dabei haben, sondern auch die notwendigen Netzwerke zum Distribuieren von Content, zum Steuern des gesamten Equipments oder für das Teilnehmermanagement mitliefern.
Auch wenn die Netzwerke im Hintergrund arbeiten, eröffnen sich hier neue Möglichkeiten auch für Kunden oder Eventbesucher. Es wird zum Beispiel deutlich einfacher, Daten, Services und Dienste miteinander zu verknüpfen und zu vernetzen. Das kann nicht nur zu anderen Showkonzepten führen, sondern sorgt auch für Interaktivität – genau darin sehe ich einen weiteren Trend für die nächsten Jahre. Auch wenn Interaktivität auf den ersten Blick nicht neu ist, wird diese sich doch durch die neuen technischen Möglichkeiten immens weiterentwickeln. Aktuell haben wir bereits Räume, Exponate oder Bühnensituationen, die auf Darsteller, Besucher oder Teilnehmer reagieren. Durch eigene Aktionen können die Darsteller oder das Publikum so interagieren und Situationen beeinflussen; sie können durch Bewegungen einem Exponat zum Beispiel die Anweisung geben, die Farbe oder Ausrichtung zu verändern. Prinzipiell sind dem aber keine Grenzen gesetzt. Es ergeben sich immer mehr Möglichkeiten, wie mit Hilfe von Interaktion Botschaften auf einem Event möglichst effektiv vermittelt werden können.
Damit einher geht noch ein weiterer Trend, das Tracking. Diese Technologie gibt es schon seit einiger Zeit im Bereich Audio und Licht, es können jedoch noch viel mehr Dinge getrackt werden. Diese Systeme werden immer schlauer und lassen sich wunderbar miteinander verknüpfen.
EP: Im Eventmarketing scheint aktuell eine Rückbesinnung auf alte Werte stattzufinden. Statt auf noch buntere Lichter und spektakulärere Effekte setzt man auf analoge Begegnungen. Wie unterstützt Eventtechnik trotzdem dabei?
AO: Ich denke, diese Entwicklung findet statt, weil die immer stärker werdende Digitalisierung sämtlicher Kommunikation im Umkehrschluss dazu führt, dass die persönliche Begegnung von Menschen an Wertigkeit gewinnt – und das natürlich auch im Kontext von Veranstaltungen.
Ein gutes Beispiel, wie Eventtechnik die analoge Begegnung unterstützen kann, ist der BrandEx in diesem Jahr. In einem großen Raum mit vielen Besuchern fanden viele kleine Formate auf einzelnen Stationen bzw. Bühnen statt. Über eine klassische Beschallung mit Lautsprechern hätte man das nicht lösen können. Stattdessen kam beim Event eine Silent-PA zum Einsatz. Die Besucher konnten über Kopfhörer den Vorträgen und Diskussionen auf den einzelnen Bühnen folgen, sich aber auch jederzeit einfach ausklinken und ungestört Einzelgespräche führen, ohne die anderen Teilnehmer zu stören.
Der Sound stand auch im Mittelpunkt einer anderen Veranstaltung, die wir umgesetzt haben. Bei einer großen Hauptversammlung kam ein spezielles Raumklang-System zum Einsatz. Für einen Zuhörer ist es deutlich anstrengender, einen ganzen Tag lang Vorträgen oder Reden zu folgen, wenn sich die Ortung von akustischem und optischem Signal widerspricht. Durch das System wird diese Schere geschlossen: über die standortgetreue Wiedergabe des akustischen Signals, kann der Teilnehmer die genaue Position des Redners auf der Bühne orten; völlig egal, wo er sich im Raum befindet. Das senkt den Stresslevel der Zuhörer und sorgt im Umkehrschluss für eine höhere Aufmerksamkeit.
Damit hilft Eventtechnik Veranstaltern mehr Aufmerksamkeit für ihre Botschaften zu generieren –ganz subtil und ohne den nächsten großen Knall oder bunte Lichter.