Trends und Innovationen für das Dolmetschen auf Veranstaltungen
Quelle: Event Partner 01/2019
Auch wenn die Zahl der Menschen, die die Weltsprache Englisch sicher beherrschen, stetig wächst, besteht der Bedarf nach Dolmetschleistungen weiterhin. Manche Inhalte sind selbst für geübte Zweitsprachler in ihrer Muttersprache besser verständlich und bei langen Vorträgen mit komplexen Themen oder bei Rednern mit starkem Akzent erleichtert die Verdolmetschung auf Dauer die Konzentration. Für die Veranstalter sind die Dolmetscher jedoch mit einigen Kosten und Aufwand verbunden. Zur Vergütung kommen An- und Abreise, Verpflegung und Unterkunft hinzu. Und obendrein muss stets die passende Infrastruktur bereitgestellt, also Dolmetscherkabinen aufgebaut und genügend Kopfhörer für alle Teilnehmer vorgehalten werden. Mit jeder weiteren Sprache schießen so die Kosten der Veranstaltung weiter in die Höhe.
Dem sollen einige neue Tools abhelfen. Egal ob Remote Simultaneous Interpreting oder Streaming via Bring Your Own Device – Technologie vereinfacht unsere Kommunikation und damit auch die Verständigung auf Veranstaltungen. Technische Lösungen werden flexibler und können kurzfristiger eingesetzt werden. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Einsparung von Ressourcen und zur Reduktion von negativen Nebeneffekten wie dem CO2-Ausstoß bei der Logistik. Wir stellen zwei Konzepte vor, die für Veranstalter interessant sind.
Remote Simultaneous Interpreting von Neumann&Müller Veranstaltungstechnik
Die erfahrenen Technikdienstleister von N&M bieten im Bereich Dolmetschen seit kurzem den Einsatz von Remote Simultaneous Interpreting an. Dazu wurde in Hamburg ein eigener Dolmetscher-Hub in Kooperation mit IConCom Interpreting Consulting and Communication Services eingerichtet, von dem aus die Dolmetschleistungen praktisch überall dorthin übertragen werden können, wo die entsprechende Netzwerkstruktur vorhanden ist. Die Signale werden über verschlüsselte Serverstrukturen in der ganzen Bundesrepublik zum jeweiligen Veranstaltungsort geleitet, wo sie mittels bewährter Übertragungstechnologien in die Audioanlage eingespeist werden. Zur Gewährleistung einer – abhängig von den vor Ort verfügbaren Bandbreiten – möglichst niedrigen Latenz zwischen Dolmetscher-Hub und Veranstaltungsstätte verwendet N&M dabei neueste Technologien und setzt auf die gewohnt hohen Qualitätsstandards. Die übertragenen Daten werden zudem sorgfältig gesichert und in Echtzeit überwacht.
Die Vorteile für Veranstalter gegenüber klassischer Simultanübersetzung durch Personal vor Ort sind zahlreich: Einerseits werden selbstverständlich Kosten, Aufwand und Platz gespart. Auf diese Weise lässt sich das Angebot aber auch kurzfristig und flexibel an die Bedürfnisse der Veranstaltung anpassen. Das System ist einfach skalierbar und damit automatisch ressourcensparend. Selbst die Betreuung parallel stattfindender Veranstaltungen ist zentral realisierbar.
Zwar wird es selbstverständlich auch weiterhin Formate geben, bei denen die Dolmetscher persönlich anwesend sein müssen. Doch bereits jetzt ist die Bandbreite des Einsatzgebietes von Remote Simultaneous Interpreting groß, denn der geringere organisatorische Aufwand und die Einsparungen in Sachen Kosten und Platzbedarf sind für klassische Veranstaltungen reizvoll, während virtuelle und gemischte Events auf die kurzfristige Anpassbarkeit und Flexibilität des Systems setzen. Nicht zuletzt profitieren aber auch die Dolmetscher selbst von der Zentralisierung ihrer Leistungen: Sie sparen Zeit und Reiseaufwand und werden so in die Lage versetzt, in kürzerer Zeit mehr Aufträge annehmen zu können. Und als schönen Nebeneffekt reduzieren sie gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck.
N&M macht mit dem Angebot des Remote Simultaneous Interpreting einen innovativen Schritt in Richtung Interpreting 4.0. Das Unternehmen verbindet seine langjährige Expertise mit aktueller digitaler Technologie und bietet dem Kunden umfassende und unkomplizierte Serviceleistungen, die auf die jeweiligen Bedarfe angepasst werden können. Dafür werden flexible Modelvarianten ermöglicht und auch eine One-Stop-Solution ist kein Problem. Sollte außerdem vor Ort nicht die ideale Infrastruktur vorhanden sein, können cloudbasierte Lösungen eingerichtet werden, die die Endgeräte der Besucher einbeziehen – eine immer beliebtere Variante namens „Bring Your Own Device“.
AuXala: Audio-Streaming auf das eigene Endgerät
Auch auXala basiert auf dem Bring-Your-Own-Device-Konzept, nach dem die Teilnehmer von Veranstaltungen ohnehin stets ihre eigenen Endgeräte dabeihaben und diese deshalb einfach zur Übertragung genutzt werden können. Das österreichische Start-up bietet damit ein Tool zum Audio-Streaming für Veranstaltungen, das konservative Audioanlagen ersetzen kann. So hat es zumindest das Salzburger Kongresszentrum Salzburg Congress gemacht, das kürzlich seine veraltete Infrarot-Übertragungsanlage aussonderte und durch eine Festinstallation der Streaming-Software auXala ersetzte.
Der Veranstalter benötigt für den Einsatz des Tools nur einen zentralen Rechner und Internetzugang. Auf diesem Computer werden die auXala-Software installiert und das Audiosignal generiert. Das Streaming läuft dann über eine Cloud, aus der die Nutzer das jeweilige Signal abrufen können. Dafür müssen sie keine eigene App und kein Programm auf ihrem Smartphone installieren, sondern lediglich einem Browser-Link folgen. Besonders nützlich ist dieses Konzept für das Dolmetschen von Veranstaltungen, denn auf der auXala-Plattform können die Teilnehmer die Übersetzung in ihre jeweilige Muttersprache auswählen. Zwar ersetzt das Programm nicht die eigentliche Übersetzung, aber die Besucher werden über ihre eigenen Geräte und Kopfhörer individueller erreicht und können Sprache und Lautstärke selbst entscheiden.
Doch nicht nur für Kongresszentren ist die Software nützlich: Sogar Kirchen und Ausstellungen haben auXala bereits für ihre Übertragungen genutzt, um die Inhalte für mehrsprachige Besucher zugänglicher zu machen. Und über sogenannte Silent Concerts mit Hilfe der Streaming-Software freuen sich nicht nur die Nachbarn der Locations.
Auch wenn Trends wie Remote Simultaneous Interpreting und Bring Your Own Device nicht beliebig auf jede Veranstaltung angewendet werden können und sollten, so haben sie doch einige nützliche Vorteile für Veranstalter, Dienstleister und insbesondere die Besucher, denen hilfreiche Tools für ein bisschen mehr Einbindung und Teilhabe an die Hand gegeben werden.
Text: Jessica Hartmann
Foto: Michael Ebert für N&M (Dolmetscherkabine)