„Klassik am Odeonsplatz“, München
Kunde: | Pro Events Veranstaltungs GmbH im Auftrag des Kulturreferats München sowie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und der Münchner Philharmoniker |
Auftraggeber: | Landeshauptstadt München |
Wann: | seit 2000, jeweils am 1. Juliwochenende |
Wo: | Odeonsplatz, München |
Unsere Leistung: | Audio, Sound-Design, Lighting, Staging, statische Berechnung |
Projektleiter: | Rudolf Pirc, Jan Deventer |
Standort: | München |
Besonderheiten: |
|
Seit der Premiere im Jahr 2000 ist „Klassik am Odeonsplatz“ ein Höhepunkt des Münchner Kultursommers. Umrahmt von festlich illuminierten Gebäuden und historischen Bauwerken wie Theaterinerkirche und Residenz, begeistert das Open-Air jedes Jahr an einem Juli-Wochenende mit seiner einzigartigen Atmosphäre mehr als 16.000 Zuschauer. Die Feldherrnhalle ist dabei das Orchesterpodium für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Münchner Philharmoniker unter Leitung ihrer renommierten Chef- und Gastdirigenten sowie für die weltberühmten, hochkarätigen Solisten, die gemeinsam den Odeonsplatz zu einem einzigartigen und international angesehenen Klassik-Erlebnis machen.
Seit Beginn der Konzertreihe sind wir mit dem Sound-Design, mit Beschallung, Fernseh- und Kreativlicht sowie Bühnen- und Spezialbau betraut. Wir arbeiten gemeinsam und in sehr enger Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk daran, dem anspruchsvollen Klassik- und Event-Publikum einen perfekten Hörgenuss und Augenschmaus in einem Wohlfühl-Ambiente zu bieten. Dabei reizen wir die Grenzen des technisch Machbaren immer wieder aus und entwickeln das Event in allen Bereichen und über die Jahre konsequent weiter – was nur durch ein vertrauensvolles Zusammenwirken aller Projektbeteiligten möglich ist.
Durch eine gleichmäßige Beschallung des gesamten Odeonsplatzes – auf einer Länge von 160 Meter Länge – sorgen wir dafür, dass jeder Gast an jedem Platz ein vollkommenes Klangerlebnis hat. Dies ermöglichen wir zum einen durch den Einsatz einer sogenannten objektbezogenen Beschallung, so dass die Zuhörer den Klang unabhängig von ihrer Entfernung zum Lautsprecher genau so wahrnehmen, wie er vom Instrument erzeugt wird. Das Publikum verortet die Klangquelle also immer an derselben Stelle. Dazu werden von uns 64 Objekte in drei Segmenten auf der Bühne in einem akustischen Raum angeordnet und diese wiederum auf 24 Lautsprecher-Gruppen verteilt. Auch diese sind dreifach unterteilt: Das Nearfill vor der Bühne und bis zur fünften Stuhlreihe; das Midfill, das ein kleines Line-Array auf sieben Meter Höhe im Bühnendach für den Raum der folgenden 40 Meter übernimmt; und das Mainfill, das von einem großes Line-Array – es hängt in 18 Meter Höhe und umfasst 14 Elemente pro Seite – ausgestaltet und den Raum bis zur letzten Zuhörerreihe beschallt und hierzu üblicherweise von zwei Delay-Lines unterstützt wird. Als Ergebnis sind einzelne Lautsprecher überhaupt nicht wahrnehmbar. Selbst in der letzten Reihe entsteht bei den Zuhörern der faszinierende Eindruck, den Orchester- und Solistenklang auf natürliche Weise vom Podium der Feldherrnhalle aus zu hören.
Zum anderen simulieren wir mit Hilfe eines Raumakustik- und 3D Audio-Systems einen realistischen Konzertsaal, der von Medien gern als der Bestklingendste unter freiem Himmel gefeiert wird. Die größte Herausforderung bei dieser Form der Konzert-Beschallung ergibt sich durch die einrahmenden, vielfach denkmalgeschützten Gebäude des Platzes mit ihren Fassaden und vor allem zahlreichen Lücken, die für differierende Lauf- und Nachhallzeiten des Schalls sorgen. Mit Hilfe von bis zu 120 Präzisionsmikrofonen, einer ausgeklügelten 3D Audio-Matrix und 32 Raumsimulationswandlern rund um den Publikumsbereich erzeugen wir sogenannte Impulsantworten, also zusätzliche Schallreflexionen und einen, dem Ambiente entsprechenden, räumlichen Nachhall. Das Monitoring für die Künstler selbst wird auf der Bühne ebenfalls über dieses System realisiert. Weitere 30 Lautsprecher sorgen hier für einen greifbaren Direktschall und zugleich für ein aus dem Konzertsaal gewohntes „Raumgefühl“.
Sein 20-jähriges Jubiläum konnte „Klassik am Odeonsplatz“ erst im Juli 2021 feiern, da pandemiebedingt das Konzert-Wochenende im Vorjahr ausfiel. Dem Hygienekonzept folgend, kamen 8.000 und damit die Hälfte der üblichen Zahl an Klassikfans in den Genuss von vier angebotenen Konzerten, die zum Abschluss stets mit Standing Ovations gekrönt wurden. Neben den umfassenden und aufwändigen Beschallungslösungen waren wir zudem für die digitale Signalanbindung aller Ü-Wagen des Bayerischen Rundfunks und – erstmalig im Jahr 2021 – auch des ZDF sowie für weitere Sender zuständig. Beide Konzertabende wurden in BR-Klassik Concert als Video gestreamt, eines zeitversetzt beim ZDF, darüber hinaus im Radio sowie auf Social-Media-Kanälen gesendet.
Fotos: Ralph Larmann