Making-of „Oberhof“
Die zweite Oktoberwoche 2013 im thüringischen Oberhof, kurz vor jenem Wochenende, das den ersten heftigen Schneefall des Jahres im Süden Deutschlands mit sich bringen wird: Mit bester Laune ist das Nordic Paralympic Ski Team Deutschland in den Nationalmannschaftslehrgang gestartet. Lauftraining, Schießeinheiten, Fitnesstraining - im Dezember starten die ersten internationalen Wettbewerbe, da sind die eigenen Erwartungen und Hoffnungen der Ski Nordisch-Sportler groß.
Dagegen verfinstert sich das Gesicht von Michael Ebert immer mehr. N&M's Cheflichtbildner - er fotografiert unter anderem die "Einer von uns"-Anzeigenkampagne seit ihrer Premiere 2008 - kämpft mit widrigen Umständen. Im Ski- und Biathlon-Stadion am Hauptkamm des Thüringer Waldes herrschen permanente 4 Grad minus. Draußen ist es zwar etwas wärmer, dafür neblig und es regnet seit Stunden. Hinzu kommt, dass die funktionale Bauweise der Arena einen ebenso wenig prickelnden Hintergrund bietet, wie das Mannschaftshotel, in dem die Behindertenskisportler, ihre Begleitläufer, Trainer und Betreuer untergebracht sind.
Dabei ist die Jobliste selten so umfangreich, wie zu diesem Shooting: Anzeigenmotiv kreieren, Einzelportraits der Athleten, Trainingsfotos, Mannschaftsbild, Motiv fürs Pressebild. Und nun dies: drinnen eisige Finger und karger Beton; draußen so nass-kalt, dass die Gesundheit der Sportler auf dem Spiel steht. Um den Trainingsablauf nicht über die Maße zu beeinflussen, einigen sich "Team Foto" und "Team Sport" darauf, es mit den Portrait-Shootings lieber in der Mannschaftskantine zu probieren. Es hat zwar den Charme aller Verpflegungsstationen, dafür ist es groß, hell und warm hier. Zudem gibt es Kaffee und Mittagessen für alle, was die Sache überaus angenehm macht.
In größerer Runde und den Gesprächen zwischendurch werden das N&M-Engagement für die Mannschaft, die Marketingideen daraus sowie der Fahrplan für die Aufnahmen an diesem Freitag durchgesprochen. Obwohl die erste Trainingseinheit von den Sportlern in der Ski-Arena bereits absolviert ist, geht es nahtlos mit den Einzelportraits weiter. So fröhlich und unverstellt, wie das Team sich einbringt, sind die individuellen Fotos ruckzuck im Kasten.
Auch die erste Idee für ein Anzeigenmotiv mit Vivian Hösch und Anja Wicker entsteht ziemlich spontan - als Hintergrund sollen die Plakate vergangener Olympischer Winterspiele dienen, die hier die Wand verzieren. Eine schnelle Sichtung der Probeaufnahmen zeigt: so weitermachen! Vivian Hösch, seit ihrem neunten Lebensjahr blind, lässt sich von ihrer Freundin Anja Wicker das Foto beschreiben: "Du siehst gut aus!", befindet die Stuttgarterin, die sich als Langläuferin und Biathletin auf dem Sitzschlitten in der zurückliegenden Saison stetig einen Podestplatz erkämpft hat, grinsend. Nach zwei weiteren Einstellungen sind alle mit Motiv und Fotos zufrieden. Eigentlich werden bei N&M-Anzeigenshootings mindestens drei, vier unterschiedliche Bildideen umgesetzt - aber so einig, wie sich alle jetzt sind...
Während das Pressebild im so genannten Wachsraum schon vormittags zusammen mit den Trainingsfotos entstanden war, muss vor der nächsten Einheit noch das Mannschaftsbild fertig sein. Zudem wird es schon wieder dunkler, eine neue Regenfront erreicht den Thüringer Wald. Der Fotograf bringt das Team in eine ganz neue Reihe, klettert auf Tische und Stühle, verändert Perspektiven und Bildausschnitte - kommt dann aber zu dem Schluss: der Bildhintergrund muss im Nachhinein komplett verändert werden. Kein Problem, was zählen soll, ist ein Bild mit vielen, lachenden Gesichtern. Und davon sind heute eine Menge entstanden...